Feedbackstrategien bei Qualitätsindikatoren

Feedbackstrategien bei Qualitätsindikatoren

Hintergrund:

Qualitätsindikatoren (QI) sind eindeutig spezifizierte und validierte Hilfsgrößen, die die Qualität einer Versorgungseinheit durch Zahlenverhältnisse indirekt abbilden. Sie sollen Aussagen über die Güte der Versorgung ermöglichen, Stärken und Schwächen aufzeigen und wichtige Impulse an das Qualitätsmanagement einer Praxis geben. Der Empfang von Ergebnissen aus QI-Erhebungen stellt für beteiligte Praxen allerdings erst den Anfangspunkt für weitere interne Maßnahmen dar. Die in dieser Studie eingesetzten QI wurden aus einem Set von 46 Prozessindikatoren entnommen, welche im Vorfeld in einem mehrstufigen Verfahren (analog RAND/UCLA) entwickelt und erprobt wurden.

Ziel:

Ziel der Studie ist es, den praktischen Nutzen von Rückmeldungen aus QI Erhebungen für onkologische Schwerpunktpraxen zu untersuchen. Es wird erfasst, wie die Praxen mit den Ergebnissen umgehen, ob sie diese akzeptieren und ins eigene Qualitätsmanagement einbinden und ob sie, vor allem bei weniger guten Ergebnissen, selbstständig Such- und Verbesserungsstrategien einleiten.
Des Weiteren ist von Interesse, wie Praxen ihre eigenen offensichtlich qualitätsförderlichen Prozesse beschreiben können, um anderen Praxen mit weniger guten Ergebnissen als Anregung für Optimierungsmaßnahmen zu dienen.

Methoden:

In 24 Praxen mit 31 Hämatolog*innen und Onkolog*innen wurden im Abstand von einem Jahr zweimal Daten in anonymisierter Form aus Patientenakten zu sechs ausgewählten, identischen WINHO-Prozessindikatoren erhoben. Die Ergebnisse wurden in Form individueller Ergebnisberichte inkl. Benchmarkvergleich zurückgemeldet. Praxen mit besonders guten Ergebnissen in der ersten QI-Erhebung wurden in semistrukturierten Telefoninterviews detailliert nach ihren Prozessen und Abläufen in den betreffenden Bereichen befragt. Auf Basis dieser 10 Interviews wurden für die einzelnen Indikatorbereiche Best-Practice-Beispiele erstellt und allen teilnehmenden Praxen als Optimierungsanregung für die eigenen Prozesse zur Verfügung gestellt.
Des Weiteren wurden zwei schriftliche Befragungen zur Akzeptanz und zum Umgang mit den Ergebnissen sowie zum Nutzen der Best-Practice Beispiele für die eigenen Abläufe durchgeführt.

Ergebnisse:

■ Die Praxen bewerteten die Ergebnisberichte der QI-Erhebungen als positiv und gaben an, von ihnen zu profitieren. Der Bericht wurde als hilfreich eingestuft (80 %) und als Instrument zur Einschätzung der eigenen Versorgungsqualität (70 %) akzeptiert, was eine Voraussetzung für das Einleiten von Such- und Verbesserungsstrategien darstellt.

■ Das Konzept der QI wurde ebenfalls von 85 % als sinnvoll bis sehr sinnvoll erachtet und die Validität der erhobenen Daten als hoch bis sehr hoch eingestuft (84 %).

■ Knapp die Hälfte der Praxen gab in der Befragung an, die Prozesse überprüft zu haben und 60 bis 70 % gaben an, Optimierungsstrategien entwickelt zu haben bzw. zu planen.

■ Die Best-Practice-Beispiele wurden von den Hämatolog*innen und Onkolog*innen bzw. deren Praxispersonal überwiegend als hilfreich bis sehr hilfreich zur Planung von Prozessoptimierungen eingestuft (70 %). Der Nutzen solcher Beschreibungen im Allgemeinen wurde als hoch bis sehr hoch bewertet (75 %).

■ Auch wenn die Adaptierung auf die eigenen Abläufe von gut der Hälfte als schwierig eingestuft wurde (53 %), haben der Mehrheit (80 %) keine weiteren Informationen gefehlt und sich 85 % keine andere Form der Hilfestellung gewünscht. Gut die Hälfte der Praxen gab an, Anregungen aus den Praxisbeispielen aufgegriffen zu haben bzw. dies zu planen.

Förderung & Durchführung:

Das Projekt wird vom WINHO durchgeführt. Das Zentralinstitut
für die kassenärztliche Versorgung (ZI) finanziert dieses
Vorhaben und unterstreicht damit dessen Bedeutung für die
ambulante onkologische Versorgung. Der Berufsverband der
niedergelassenen Hämatologen und Onkologen (BNHO) engagiert
sich für diese freiwillige Initiative der Fachärzte, um die Qualität
der Versorgung messbar zu verbessern und langfristig zu sichern.